Worauf beim Dispositionskredit zu achten ist: Bankkunden können einen einmal eingeräumten Dispositionskredit jederzeit erneut in Anspruch nehmen und nach Belieben ausgleichen. Dieser stellt somit eine außerordentlich bequeme Möglichkeit der Kreditaufnahme dar. Der einfachen Handhabung steht jedoch eine überdurchschnittlich hohe Zinsbelastung gegenüber.
Zwischen der Überziehung und der Nutzung des Dispositionskredites unterscheiden
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Die meisten Bankkunden bezeichnen die vollständige oder teilweise Ausnutzung Ihres Dispositionskredites als Überziehung. Tatsächlich handelt es sich jedoch um zwei unterschiedliche Sachverhalte, wie nahezu jedes Geldinstitut in seiner Entgeltordnung festhält:
Eine Kontoüberziehung liegt erst dann vor, wenn der Sollsaldo des Girokontos den eingeräumten Verfügungsrahmen überschreitet. Das Überziehungslimit im engeren Sinn meint somit nicht den offiziell eingeräumten Kreditrahmen, sondern den von der Bank geduldeten Betrag, über den das Konto hinaus belastet sein darf.
Die meisten Geldinstitute entscheiden im Einzelfall, wenige Banken haben eine feste Duldung für alle Kontokunden festgelegt.
Der Unterschied zwischen dem Dispo und der geduldeten Kontoüberziehung zeigt sich bei vielen Geldinstituten in der Praxis der Kontonutzung. Sie akzeptieren die Dispo-Überziehung bei eingehenden Lastschriften, nicht aber bei der Bargeldbesorgung am Geldautomaten. Ebenfalls von Bedeutung ist, dass die Überziehungszinsen bei den meisten Banken ein bis zwei Prozentpunkte über dem Zinssatz für den regulär eingeräumten Dispo liegen.
Banken werten Überziehung negativ für Kreditvergaben
Des Weiteren enthält eine Bankauskunft die lediglich geduldete Kontoüberziehung, nicht aber die ordnungsgemäße Nutzung des vereinbarten Verfügungsrahmens als Negativkriterium. Bankauskünfte werden im Geschäftsbetrieb mit privaten Kunden selten angefordert, da sie strengen Formvorschriften unterliegen.
Sie sind nahezu ausschließlich bei der Kreditkartenbestellung üblich. Bei einer Kreditbeantragung führt eine Kontoüberziehung – nicht die ordnungsgemäße Inanspruchnahme des vereinbarten Dispositionskredites – dennoch oftmals zu einer Ablehnung, da der potentielle Kreditanbieter eine solche anhand der üblicherweise einzureichenden Kontoauszüge erkennt und als nicht ordnungsgemäße Kontoführung bewertet.
Wofür der Verfügungsrahmen eigentlich gedacht ist
Wenn Verbraucherschützer die hohen Zinsen des Dispositionskredites bei nahezu allen Banken kritisieren, kontern die Geldinstitute regelmäßig mit dem Hinweis, dass dieser nicht für eine langfristige Finanzierung gedacht ist, sondern ausschließlich der kurzzeitigen Überbrückung eines finanziellen Engpasses dient.
Diese Behauptung trifft grundsätzlich zu, allerdings akzeptieren so gut wie alle Girobanken, dass ihre Kunden den Dispokredit auch langfristig in Anspruch nehmen. Konsequent wäre, die Dispo-Nutzung auf wenige Monate zu beschränken und dann einen Kontoausgleich zu verlangen. Entsprechende Regelungen gab es in den 1980er Jahren tatsächlich bei wenigen Banken, wurden aber bald wieder abgeschafft.
Banken bieten automatisch Ratenkredite an
Inzwischen muss die Hausbank aktiv ein Ratenkreditangebot unterbreiten, wenn der Kunde seinen Dispokreditskredit über einen langen Zeitraum und in einem hohen Umfang ausnutzt. In der Praxis führt der zwischenzeitliche Gehaltseingang oftmals dazu, dass der Kontostand kurzzeitig im Haben oder nur geringfügig im Soll liegt und die Frist für das aktive Kreditangebot neu zu laufen beginnt.
Tatsächlich sind die Dispo-Zinsen in den letzten Jahren leicht gesunken, während so gut wie keine Bank heute noch einen Habenzins für Guthaben auf dem Gehaltskonto zahlt.
Wie berechnen Banken die Höhe des Disporahmens?
Es existieren unterschiedliche Vorgehensweisen, wie die einzelnen Kreditanbieter und Banken die Höhe des Dispokredites berechnen, wobei nur wenige Geldinstitute diese offenlegen. Weit verbreitet ist die Methode, alle Geldeingänge für die Berechnung des Limits heranzuziehen.
Leichte Manipulation möglich
Diese Variante ist einfach und erlaubt die jederzeitige maschinelle Überwachung der Dispo-Höhe, die sich regelmäßig an einen veränderten Zahlungseingang anpassen lässt. Andererseits werden bei der Bewertung aller Eingangszahlungen für die Höhe des Verfügungsrahmens neben echten Einkünften auch Erstattungen erfasst. Zudem ermöglicht diese Vorgehensweise Manipulationen durch gegenseitige Überweisungen zwischen mehreren eigenen Konten oder zwischen dem eigenen Bankkonto und dem Girokonto des Partners, wodurch der Dispo-Rahmen ansteigt.
Das ist selbstverständlich nicht legal und kann als Betrug gewertet werden, wenn der Ausgleich des Girokontos nicht gelingt. Andererseits erfolgen derartige Eigenüberweisungen auch, um den Mindestzahlungseingang für die kostenlose Kontoführung zu erreichen und sind dann durchaus statthaft.
Gehalt als Hauptkriterium für Dispohöhe
Das andere Extrem der Dispo-Festlegung besteht darin, ausschließlich Zahlungseingänge mit der Bezeichnung Lohn und Gehalt als maßgeblich zu bewerten. In diesem Fall erhalten Freiberufler und Selbstständige auf ihrem Privatkonto keinen Verfügungsrahmen, da Zahlungen mit dem Vermerk Privatentnahme nicht maßgeblich sind. Diese Vorgehensweise wenden nur wenige Geldinstitute an, unter denen sich aber eine durch Übernahmen stark angewachsene Privatkundenbank befindet.
Ein bis zwei Gehälter als Limit üblich
Eine für beide Seiten faire Vorgehensweise der Dispo-Berechnung besteht darin, die unbaren Eingangszahlungen mit Ausnahme von Eigenüberweisungen zu berücksichtigen. Die frühere Grundformel von zwei Gehältern gilt heute nicht mehr, vielmehr sind eineinhalb bis zwei Monatsgehälter als Dispo-Betrag üblich. Ausgesprochen wenige Banken räumen einen Verfügungsrahmen aufgrund eines bei ihnen geführten Wertpapierkontos oder unter Berücksichtigung der vom Kontokunden gehaltenen Geschäftsanteile ein.
Kündigung des Dispositionskredites ist jederzeit möglich
Grundsätzlich kann die Bank dem Kontoinhaber einen eingeräumten Dispokredit jederzeit kündigen, wenn sich dessen wirtschaftliche Lage nach Auffassung des Geldinstituts verschlechtert hat. Das gilt auch, wenn auf dem entsprechenden Girokonto weniger Zahlungen eingehen, selbst wenn der Kunde die Verwendung eines Zweitkontos nachweist.
In der Praxis fordert das Geldinstitut den Kontokunden zunächst zum sofortigen Ausgleich des Kontos auf. Dieser ist selten möglich, sodass der Kunde mit seiner Bank eine schrittweise Rückführung des Limits vereinbart.
Die Bank wird einer Vereinbarung zur schrittweisen Absenkung des Dispositionskredites jedoch nur für den zum Kündigungszeitpunkt in Anspruch genommenen Teil zustimmen. Es ist deshalb außerordentlich riskant, eine Anschaffung zu tätigen und deren Bezahlung aus dem aktuellen Kontokreditrahmen zu planen.
Bei einem Kontovergleich auch auf die Dispo-Bedingungen achten
Nahezu jeder Bankkunde, der einen Girokonto Vergleich durchführt und nicht aus Tradition dieselbe Bank wie seine Vorfahren wählt, achtet sorgfältig auf die Kontoführungsgebühren. Tatsächlich stellt das Entgelt für die Kontoführung nur einen Teil der Kontokosten dar, einen weiteren bilden die Dispo-Zinsen. Die meisten Kreditinstitute berechnen diese unabhängig von der Höhe des Sollsaldos linear und erheben lediglich bei der Überschreitung des Limits einen Überziehungszuschlag. Einige Geldinstitute verlangen hingegen Sollzinsen, die vom Kontostand abhängig sind. Je geringer das Konto im Minus steht, desto niedriger fallen die Dispo-Zinsen aus.
Dispo Freigrenze spart Zinskosten
Immer mehr Kreditinstitute bieten ihren Kunden sogar eine Dispo-Freigrenze an. Das bedeutet, dass sie bis zu einem festgelegten Betrag keine Dispo-Zinsen berechnen.
Sobald die Freigrenze auch nur um einen Cent überschritten wird, fallen allerdings Zinsen auf den gesamten Kontostand an.
Zum Teil ist die Zinsfreiheit zusätzlich daran gebunden, dass der Kunde sein Bankkonto innerhalb eines festgesetzten Zeitraumes ausgleicht.
Welche Alternativen zu Dispo bestehen?
Günstiger Ratenkredit
Inhaber eines regelmäßig und langfristig im Minus stehenden Girokontos denken über eine Umschuldung durch einen günstigen Ratenkredit nach. Dabei wählen sie eine ausreichend lange Laufzeit und vermeiden, ausgerechnet durch die Bezahlung einer Kreditrate erneut einen negativen Kontostand zu verursachen. Im Gegensatz zum Minusbetrag des Bankkontos müssen sie für den Ratenkredit festgelegte monatliche Raten entrichten. Der große Vorteil besteht im deutlich geringeren Kreditzinssatz und zugleich darin, dass bei Ratenkrediten kein für den Kreditnehmer negativer Zinseszins-Effekt auftritt. Bei der Inanspruchnahme des Dispos führt hingegen die vierteljährliche Zinsberechnung dazu, dass die bereits abgerechneten Kreditzinsen künftig ebenfalls verzinst werden.
Kreditkarte als Alternative
Eine Kreditkarte kann als Alternative zu einer kurzfristigen Verwendung des Dispositionskredites dienen. Der Zeitraum zwischen der Kartenzahlung und der Fälligkeit der Kreditkartenabrechnung bleibt zinsfrei. Daraus ergibt sich ein kostenloser Kurzzeitkredit von bis zu dreißig Tagen, einzelne Emittenten verlängern diese Frist, indem sie die Kartenabrechnung erst einen Monat nach dem Erstellen der Abrechnung fällig stellen. Nicht empfehlenswert ist hingegen, die Teilzahlungsfunktion des Kartenkontos in Anspruch zu nehmen. Diese ist mit einem noch höheren Sollzins als der Dispokredit verbunden.
Rahmenkredit
Eine weitere günstige Alternative zum Dispositionskredit besteht in der Nutzung eines vom Gehaltskonto unabhängigen Verfügungsrahmens, den einige Banken als Zweit-Dispo bewerben. Die Flexibilität im Vergleich zum Konto-Dispo ist geringfügig eingeschränkt, da der Rahmenkredit mit einer festgelegten Mindesttilgung verbunden ist. Solange der Kunden den Verfügungsrahmen nicht nutzt, fallen weder Bereitstellungszinsen noch sonstige Gebühren an.
Kurzzeitkredite und Minikredite
Kurzzeitkredite sind ein neues Angebot. Sie sind im angelsächsischen Raum wegen hoher Zinssätze in Verruf geraten, auf die Situation in Deutschland trifft dieser Vorwurf jedoch nicht zu. Schließlich würde kein Bankkunde dieses Kreditangebot ohne einen Zinsvorteil gegenüber dem Bank-Dispo nutzen. Die darauf spezialisierten Kreditgeber nennen für neue Kunden zumeist 500,00 Euro als Limit für die Kreditaufnahme und erhöhen diesen Betrag nach jeder erfolgreichen Abwicklung. Die Tilgung der Kurzzeitkredite erfolgt in einer Summe mit dem nächsten Gehaltseingang.
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Gregor Zmuda studierte Betriebswirtschaftslehre an der Justus-Liebig Universität in Gießen und schloß sein Studium als Diplom Kaufmann 2008 ab. Seit dem Wirtschaftsstudium beschäftigte er sich sehr intensiv mit Finanzen und gründete 2020 das Kreditmagazin. Daneben betreibt er weitere Fachportale aus dem Bereich Finanzen & Versicherungen und klärt Verbraucher objektiv über verschiedene Vor- und Nachteile jeweiliger Produkte auf.