In den letzten Monaten gab es bereits mehrfach Berichte über stark steigende Baufinanzierungszinsen. Im letzten Sommer war dies eher Panikmache als die tatsächliche Entwicklung. Seit Januar 2022 steigen die Zinsen jedoch nachhaltig an.
Als im Sommer 2021 einige Medien Panik mit steigenden Baufinanzierungszinsen verbreiteten, war dies nur ein temporärer Zinsanstieg. Ein halbes Jahr später sieht die Sache jedoch anders aus. Vor allem in den letzten Wochen sind die Zinsen für Immobilienfinanzierungen sehr stark gestiegen. Laut dem unabhängigen Finanzierungsvermittler Interhyp zahlen Sie aktuell durchschnittlich ca. 1,65% Zinsen bei einer 10 jährigen Zinsbindung (Stand 01. März 2022). In der ersten Jahreswoche 2022 lag der Zinssatz bei gerade mal einem Prozent.
Baufinanzierung wird teurer: + 65% seit Januar
Vergleicht mal die Zinssätze jetzt und zu Beginn des Jahres, so haben wir aktuell eine Steigerung von über 60%. Der Trend geht aktuell klar weiter nach oben. Ähnlich sieht es auch bei einer Zinsbindung von 15 Jahren aus. Während die Kredite im Schnitt bei 1,29% im Januar lagen, kostet der gleiche Kredit im März bereits 1,89%.
Wichtig: Historisch gesehen, haben wir noch immer sehr günstige Zinsen für eine Immobilienfinanzierung.
Wird bauen wieder so teuer wie vor 20 Jahren?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Allerdings spricht vieles dafür, dass es nicht ganz so teuer wird. Die amerikanische Zentralbank wird sehr wahrscheinlich noch diesen Monat das erste Mal seit Jahren wieder die den Leitzins anheben. Die EZB wird in den nächsten Monaten folgen. Das weiß auch der Markt, denn solche Zinsschritte werden den Marktteilnehmern recht schonend und mit viel Vorlauf kommuniziert. Zudem müssen die Zinsen steigen, da durch die hohe Inflation das Geld immer stärker entwertet wird.
Dass die Zinsen Ende des Jahres bei fünf Prozent stehen, ist eher unwahrcheinlich. Dazu müsste sich auch entsprechend das Zinsumfeld weitweit anpassen und sollte dies der Fall sein, wird es viele Länder und Unternehmen geben, die ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können. Das würde Wirtschaftskrisen und Verwerfungen am Aktienmarkt nach sich ziehen.
Sehr wahrscheinlich werden sich die Zinsen für zehnjährige Baudarlehen bei zwei bis drei Prozent mittelfristig einpendeln.
Sinken die Immobilienpreise, wenn die Zinsen steigen?
In der Theorie sollten die Immobilienpreise etwas sinken, da mit steigenden Zinsen auch für die Kapitalanleger bessere Anlagen am Markt verfügbar werden. Neben den steigenden Zinsen könnte die Inflation zumindest ein sinken der Immobilienpreise abschwächen, da für viele Anleger “Betongold” der beste Schutz vor Geldentwertung ist.
Immobilien könnten aber noch aus einem anderen Grund günstiger werden: In den letzten zehn Jahren haben viele Immobilienkäufer sehr günstige Immobilienfinanzierungen mit einer zehnjährigen Zinsbindung. Steigen nun die Zinsen von z.B. einem Prozent auf drei Prozent an, wird die Anschlussfinanzierung für diese Käufer deutlich teurer. Es kann sein, dass Käufer, deren Finanzierung sehr knapp kalkuliert wurde, dann ihre Kreditraten nicht mehr tragen können und die Immobilien verkauft oder zwangsversteigert wird. Dies könnte zu einem Überangebot am Markt führen, was dann entsprechend sinkende Kaufpreise bedeuten würde.
Bildquelle: https://www.interhyp.de/ratgeber/was-muss-ich-wissen/zinsen/zins-charts.html
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Gregor Zmuda studierte Betriebswirtschaftslehre an der Justus-Liebig Universität in Gießen und schloß sein Studium als Diplom Kaufmann 2008 ab. Seit dem Wirtschaftsstudium beschäftigte er sich sehr intensiv mit Finanzen und gründete 2020 das Kreditmagazin. Daneben betreibt er weitere Fachportale aus dem Bereich Finanzen & Versicherungen und klärt Verbraucher objektiv über verschiedene Vor- und Nachteile jeweiliger Produkte auf.